Luise Neuhaus-Wartenberg: Lehrkräftemangel endlich langfristig und mit Wertschätzung bekämpfen – Verbeamtung überwinden

 

Heute debattiert der Landtag über den Antrag der Linksfraktion „Ausbildungs- und personalpolitische Offensive gegen den Lehrkräftemangel in Sachsen jetzt starten!“ (Drucksache 7/9337). Dazu erklärt die bildungspolitische Sprecherin Luise Neuhaus-Wartenberg:

„Laut der 2. Regionalisierten Schüler- und Absolventenprognose wird es im Schuljahr 2026/27 zehn Prozent mehr Schülerinnen und Schüler geben als im Schuljahr 2020/21. Der Lehrkräftemangel bliebe also auch bestehen, wenn alle freiwerdenden Stellen nachbesetzt werden könnten. Zum aktuellen Schulhalbjahr gelang allerdings ein Zehntel der geplanten 800 Neueinstellungen nicht. Diese Zahl mag klein wirken, aber sie ist in der Praxis eine Katastrophe und das seit Jahren.

Hinzu kommen pandemiebedingte Bildungsverluste und die Aufgabe, die ukrainischen Kriegsopfer zu beschulen. Auch Inklusion, Digitalisierung und Ganztagsbeschulung erfordern Ressourcen. In den nächsten zehn bis 15 Jahren wird etwa die Hälfte der Lehrkräfte in den Ruhestand gehen. Das Problem könnte also kaum größer sein und hat Schwerpunkte in Regionen und Schularten.

Sächsische Personalpolitik im Bildungsbereich bedeutet bisher: Löcher stopfen. Der Notstand ist das Ergebnis jahrzehntelanger Fehlplanung. Wir erleben deren Fortsetzung, wenn die Staatsregierung Prognosen von Absolventen und von benötigten Lehrkräften rechnerisch zusammenbringt und damit die entstehende Lücke überdecken will. Sachsen muss stattdessen in die ausbildungs- und personalpolitische Offensive gehen und ein Personalentwicklungskonzept erstellen, das mindestens bis 2030 reicht. Die Lehramtsausbildung muss ausgeweitet und nach Möglichkeit auch in die Regionen gebracht werden. Das Landesamt für Schule und Bildung muss mit den Bewerberinnen und Bewerbern wertschätzend statt technokratisch umgehen. Der Freistaat muss außerdem Lehrkräften Arbeitsbedingungen in Aussicht stellen, die nicht Überlastung, sondern Innovation und Freiheit erwarten lassen. In dieser Hinsicht müssen sind auch die Lehrpläne zu überarbeiten.

Wir bleiben dabei, dass die Verbeamtung eben kein Allheilmittel ist – auch sie bringt nicht ausreichend viel Nachwuchs. Es wäre in der Tat besser, wenn alle Bundesländer gemeinsam darauf verzichten würden. Aber das reicht nicht aus.“