Luise Neuhaus-Wartenberg: Wer Lehrkräfte will, muss Freiheit und gute Arbeitszeiten bieten – KMK-Empfehlungen sind hanebüchen

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Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz hat Vorschläge veröffentlicht, wie mehr Lehrkräfte gewonnen werden können. Dazu erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Luise Neuhaus-Wartenberg:

„Die Empfehlungen der KMK sind wirklich hanebüchen. Ich schließe mich der Einschätzung der GEW an. Die Staatsregierung muss alle zumutbaren Mittel ausschöpfen, um mehr Lehrkräfte zu gewinnen. Die beste Werbung für den Lehrkraftberuf sind aber weder Mehrbelastung noch Einschränkungen, sondern gute Arbeitsbedingungen, Gestaltungsfreiheit und Freude. Empfehlungen wie größere Schulklassen und mehr Druck, in Vollzeit zu arbeiten, gehen in die falsche Richtung. Die Entscheidung über die eigene Arbeitszeit hängt doch immer von den individuellen Lebensumständen ab. Sachsens Lehrkräfte arbeiten schon jetzt zu viel.

Wir plädieren stattdessen für mehr Sensibilität und Kreativität: Es fängt damit an, wie das Landesamt für Schule und Bildung Bewerberinnen und Bewerbern anspricht und mit ihnen umgeht. Es geht weiter mit echter Entschlackung, damit Lehrkräfte tatsächlich vor allem unterrichten können. Noch mehr nicht-pädagogisches Personal muss ihnen etwa administrative, technische und Kommunikationsaufgaben abnehmen. Ausländische Abschlüsse und Leistungen sollen leichter anerkannt werden. Außerschulische Lernorte wie Bibliotheken, Museen, Konzerthäuser oder Forschungszentren, externe Bildungsträger sowie Akteurinnen und Akteure aus der Berufspraxis sollten in die Unterrichtsgestaltung einbezogen werden. Zudem braucht es attraktive Beschäftigungsangebote für Lehrkräfte im Ruhestand und Lehramtsstudierende als Unterrichtsaushilfen.

Spannend ist die Empfehlung, stärker auf Hybridunterricht und Selbstlernzeit zu setzen. Das passt zur allgemeinen Entwicklung, dass Schule nicht mehr Wissen eintrichtern, sondern zum selbstständigen Erwerb und Umgang mit Wissen befähigen soll, das heute schließlich allumfassend verfügbar ist. Sachsen muss deshalb dringend an modernen Unterrichtskonzepten arbeiten, wie sie an den wenigen Gemeinschaftsschulen bereits umgesetzt werden. Das heißt auch: Lehrkräfte sollten nicht mehr für Schularten, sondern für Schulstufen ausgebildet werden. Das bringt Flexibilität.

Sachsen zahlt bis heute einen hohen Preis für die bildungspolitische Unfähigkeit der CDU: Jahrelang haben die Staatsregierungen die Geburtenzahlen nicht ernst genommen und Lehrkräfte in Teilzeitarbeit gebracht, um Geld zu sparen. Ohne diese Fehler stünde der Freistaat heute viel besser da, auch wenn die bundesweite Mangelsituation wohl dieselbe wäre. Es ist das Mindeste, stets genug Studienplätze und Stellen vorzuhalten, auch in künftigen Zeiten, wenn weniger Schülerinnen und Schüler nachwachsen. Fällt Unterricht aus, nimmt die Bildungsungerechtigkeit zu, weil die Schulen unterschiedliche Voraussetzungen dann schlechter ausgleichen können.“