Liebe Leserin, lieber Leser,
am 27. Januar habe ich mich wirklich geärgert. Das lag freilich nicht daran, dass der Jahrestag der Auschwitz-Befreiung durch die Rote Armee mit zahllosen Gedenkveranstaltungen, Wortmeldungen, Hashtags und nicht zuletzt dem bewegenden Zeitzeugnis der Shoah-Überlebenden Inge Auerbacher im Bundestag begleitet wurde. Das alles ist wichtig, um die Erinnerung wachzuhalten, und hilft, einer Wiederholung vorzubeugen. Bauchschmerzen bereitete mir vielmehr die große Aufmerksamkeit, die just an diesem Tag einem Rechtsaußen-Abgeordneten einer Rechtsaußen-Partei zuteilwurde, der eine der üblichen Provokationen inszeniert hatte. Es ist Teil des Problems, dass ich heute darüber schreibe.
Er erntete erwartungsgemäß breite Empörung, gar in Form einer gemeinsamen Presseerklärung der Koalitionsfraktionen, die recht selten vorkommen. Darüber dürften er und seine Gesinnungsgenossen sich arg gefreut haben. Dabei war die Sache selbst keineswegs neu: Diese Leute überschreiten Grenzen. Wer sie deshalb – oder aus den vielen anderen denkbaren Gründen – nicht unterstützt, muss von der Verwerflichkeit ihres Handelns nicht mehr überzeugt werden. Wer sie trotz alledem unterstützt, dürfte sich von der Empörung der Demokratinnen und Demokraten bestärkt fühlen.
Das alles ist eine Gratwanderung und man kann das anders sehen, ich weiß, doch schon das Nachdenken darüber ist ein Gewinn. Mein Plädoyer: Lassen wir uns nicht die Agenda von denjenigen diktieren, die unsere Demokratie zersetzen wollen. Anderes verdient unsere Aufmerksamkeit – der Kampf gegen Menschenfeindlichkeit an erster Stelle und vieles dazu, so auch in diesem Monat.
Herzliche Grüße
Kevin Reißig, Pressesprecher
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