Fraktion DIE LINKE. im Sächsischen Landtag
#sogehtsolidarisch September 2020
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Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn der Landtag am Sonnabend zusammentritt, um den Tag der Deutschen Einheit zu begehen, werden nur zwei der fünf Fraktionen anwesend sein. Grund ist die einsame Entscheidung von Parlamentspräsident Matthias Rößler, ausgerechnet seinem Parteifreund Arnold Vaatz die Festrede zu überlassen. Der ist nun alles andere als ein Versöhner und die Feierstunde, bei der auch Rößler selbst und Ministerpräsident Kretschmer das Wort ergreifen wollen, dürfte zur CDU-Showveranstaltung werden. Wir haben Besseres zu tun und nähern uns dem Wende-Jubiläum mit dem Wunsch nach Differenzierung.
Herzliche Grüße
Kevin Reißig, Pressesprecher
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Die Landtagswahl 2019 ist ein Jahr her. Die Kenia-Koalition arbeitet weitaus weniger harmonisch als man uns glauben machen will. Das sieht man schon daran, dass die Regierungsfraktionen im Parlament deutlich weniger aktiv sind als vorherige Koalitionen. Schwerer wiegt aber, dass der Koalitionsvertrag schon jetzt Makulatur ist, nicht nur wegen Corona. Bildungsticket, Energie- und Klimaprogramm, Schulgeldfreiheit für Erzieherinnen und Erzieher – alles kommt bestenfalls verspätet, vieles steht in Frage. Eigentlich müsste ein neuer Koalitionsvertrag ausgehandelt werden, meint Rico Gebhardt in seiner Zwischenbilanz.
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Fotomovimiento / flickr.com / CC BY-NC-ND 2.0
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Das größte der Elendslager auf den griechischen Inseln, Moria auf der Insel Lesbos, ist abgebrannt. 13.000 Menschen, darunter viele Kinder, brauchen dringend Hilfe. Moria war eine Katastrophe mit Ansage, die sich nicht wiederholen darf – es ist eine Schande für ganz Europa, dass der Kontinent ein ganzes Jahr lang nicht imstande war, die Situation zu entschärfen. Wir hatten seit Jahresbeginn die schwarz-grün-rote Regierung zum Handeln gedrängt. Wir forderten, insgesamt bis zu 500 Geflüchtete aus den Lagern in Griechenland in Sachsen aufzunehmen und Druck auf Bundesinnenminister Seehofer zu machen, damit er ein Landesaufnahmeprogramm genehmigt. Doch das haben CDU, SPD, Grüne und AfD im Sozialausschuss nach zehnminütiger Debatte abgelehnt. Wir finden, dass Sachsen mehr tun kann und muss.
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Bei der „Evacuate them all“-Demo am 20. September 2020 in Dresden hat ein Einsatzleiter der Polizei gegenüber Demonstrierenden den Satz „Schubs mich und du fängst dir ’ne Kugel“ geäußert. Die Polizeidirektion Dresden und der Ministerpräsident hatten ihm umgehend öffentlich den Rücken gestärkt – obwohl öffentlich zugängliches Videomaterial erhebliche Zweifel an der Darstellung der Polizeidirektion Dresden weckt und nahelegt, dass der Ministerpräsident in seiner Äußerung zum Geschehen die Unwahrheit verbreitet hat. Wir fordern Aufklärung.
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Bildungsstreik Halle / flickr.com / CC BY-NC 2.0
Bildungsstreik 2009 in Leipzig
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Die Steuerschätzung verheißt auch für Sachsen sinkende Einnahmen. Finanzminister Hartmut Vorjohann läuft sich warm für die Haushaltsdebatte. Schon wieder ist die Rede davon, dass der Freistaat zu viel Personal beschäftige, und Kürzungen stehen in Aussicht – schon mit Blick auf den Fetisch der CDU für die sogenannte Schuldenbremse. Erfahrungsgemäß trifft es zuerst den Sozial- und Kulturbereich, und die Folgekosten sind dann umso höher. Wir werden darauf dringen, dass es solidarisch und gerecht zugeht. Außerdem sollte die Verfassung schnellstmöglich geändert werden, damit die Corona-Kredite nicht binnen acht Jahren getilgt werden müssen. Das dürfte die Rechtfertigung tiefer Einschnitte werden.
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Lukas 3z / commons.wikimedia.org / CC BY-SA 4.0, 3.0, 2.5, 2.0, 1.0
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Der Nutzfahrzeugkonzern MAN will 9.500 Jobs streichen und auch den Standort in Plauen schließen, wo die Beschäftigten hochwertige Innenausstattungen für Busse fertigen und schwarze Zahlen schreiben. Vor ziemlich genau hundert Jahren begann die Vomag dort mit der Busproduktion – nicht nur deshalb lohnt sich der Kampf für den traditionsreichen Standort. Die Linksfraktion ist solidarisch und hat einen Rettungsvorschlag.
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rene.schlaefer / flickr.com / CC BY 2.0
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Unternehmen, an denen der Freistaat beteiligt ist oder die sich gar vollständig im Landesbesitz befinden, haben nur eine peinlich geringe Tarifbindung. Jeder zweite Betrieb mit Landesbeteiligung hat keinen Tarifvertrag, darunter die Augustusburg/Scharfenstein/Lichtenwalde Schlossbetriebe gGmbH, die Festung Königstein GmbH, die Meissen Porzellan-Stiftung, die Staatsbäder, die Leipziger Messe, die Sächsische Energieagentur SAENA, die Staatsbäder, die Planungsgesellschaft LIST und die „Innovationsplattform futureSax“. Der Freistaat muss künftig mit gutem Beispiel vorangehen – denn Sachsen ist ein Niedriglohnland.
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Die Linksfraktion hat in der Sommerpause zwei Große Anfragen an die Staatsregierung erarbeitet. Die größere umfasst 326 Einzelfragen und zielt auf eine Corona-(Zwischen)Bilanz: Wie lief das Krisenmanagement, welche Folgen hat die Pandemie, was ist zu lernen? „Wir haben lange mit uns gerungen, ob wir die Regierung derart umfangreich befragen sollen. Aber das Coronavirus und der notwendige Seuchenschutz haben seit dem Frühjahr so tief in alle Lebensbereiche eingegriffen, dass wir nicht zur Tagesordnung übergehen können“, sagt Fraktionschef Rico Gebhardt. Die Ministerien haben zehn Wochen Zeit zum Antworten.
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150 Fragen hat die Linksfraktion auch zum Thema „Sachsen: 30 Jahre Land der Bundesrepublik!“. Die CDU hat schon gezeigt, dass es ihr beim Jubiläum mehr um Euphorie als um Ehrlichkeit geht. Wir wollen tiefgründiger ran: Unser Ziel ist eine unvoreingenommene Bilanz des Erreichten und Unerreichten – auch was das Handeln der CDU-geführten Regierungen seit 1990 angeht. Neben Bildung, Kreisgebietsreformen, Kultur, Armut oder Gesundheit blicken wir auf das rare Ost-Personal in Ost-Führungsfunktionen, auf Bundesbehörden, Wirtschaftsstruktur, Lohnentwicklung, Lebenshaltungskosten, die Medienlandschaft und die Frage, was mit den Liegenschaften der NVA und der sowjetischen Streitkräfte passiert ist.
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Die Corona-Schutz-Verordnung erlaubt zwar sexuelle Dienstleistungen, aber nur solche, bei denen es nicht zum Geschlechtsverkehr kommt. Das hilft den Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern kaum: Sie stecken in finanziellen Schwierigkeiten, seitdem die Prostitutionsstätten im März 2020 geschlossen worden waren. Bis heute haben sie in Sachsen faktisch Arbeitsverbot – anders als in Thüringen, wo sexuelle Dienstleistungen erlaubt sind, sofern maximal zwei Personen teilnehmen. Die Staatsregierung muss Existenzen schützen, auch die von Menschen, die mit Sexarbeit ihren Lebensunterhalt verdienen. Sexarbeit passiert sowieso – ohne gesetzliche Regelung aber nicht nur ohne Hygienevorschriften, sondern vor allem illegal. Und das ist wirklich gefährlich.
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Wer die Braunkohle „erhalten“ will, darf sie nicht abbauen und schon gar nicht verfeuern lassen, um Strom zu erzeugen. Das Meinungs-Mäandern der AfD ist schon beachtlich :-)
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