32 Suizidversuche und drei Suizide von abschiebebedrohten Geflüchteten – Nam Duy Nguyen: Wohl nicht mit dem Verlust von Sozialleistungen erklärbar
Der asyl- und migrationspolitische Sprecher der Linksfraktion, Nam Duy Nguyen, hat die Staatsregierung zu Suiziden und Suizidversuche von Geflüchteten befragt (Drucksache 8/2293). Selbstverletzungen und Suizidversuche werden demnach nicht systematisch erfasst, doch es sind Fälle aus dem Jahr 2024 bekannt. Für die Erstaufnahme sind zwei Fälle verzeichnet - dort versuchten ein 23-Jähriger und eine 22-Jährige, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Zahlreiche Fälle ereigneten sich in den Gemeinschaftsunterkünften, die meisten Suizidversuche gab es in Leipziger Einrichtungen. Für 21 Personen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren ist jeweils ein Selbsttötungsversuch erfasst. In der Inobhutnahmeeinrichtung Leipzig versuchten ein 16- und ein 17-Jähriger, ihrem Leben ein Ende zu setzen. In der Abschiebehaftanstalt Dresden versuchten vier Geflüchtete, sich zu suizidieren, drei davon zweimal binnen weniger Tage. Einer dieser Betroffenen war damals erst 22 Jahre alt. In der JVA Bautzen unternahm zudem ein 44-jähriger Geflüchteter einen Suizidversuch. Erfasst sind schließlich drei Fälle von Asylsuchenden, die sich 2024 das Leben genommen haben. Sie waren 34, 25 und 24 Jahre alt. Nam Duy Nguyen erklärt:
„Die Debatte über Asyl und Migration ist aufgeheizt, oft pauschal und abstrakt. Auch die bedrückenden Zahlen zu Suizidversuchen und Suiziden zeigen aber: Es geht immer um Menschen und ihre Schicksale. Es macht besonders betroffen, dass Minderjährige Suizidversuche unternommen haben. Migration ist oft verknüpft mit schlimmen Gewalterfahrungen, psychischen Erkrankungen, mit Angst und Verzweiflung. Suizidversuche sind wohl nicht damit zu erklären, dass der Verlust von ein paar hundert Euro Sozialleistung droht - diese Zahlungen werden in der medialen Debatte zu Unrecht als Grund für Fluchtbewegungen hingestellt. Wer vor der Abschiebung steht und sich selbst verletzt, befürchtet womöglich im Zielland weitaus Schlimmeres: Der Tod erscheint dann weniger arg als das, was dort drohen kann. Das sollten alle im Blick behalten, die sich zum Thema Migration äußern. Auch der Rauswurf ist für die Betroffenen ein Gewalterlebnis.
Umso schlimmer ist es, dass die Staatsregierung psychosoziale Hilfsangebote für Geflüchtete fast komplett kürzen will. Suizidversuche zeigen, wie nötig professionelle Hilfe auch für geflüchtete Menschen ist. Die entsprechenden Organisationen müssen Zugang zu den Einrichtungen bekommen. Die Staatsregierung muss wenigstens dafür sorgen, dass der von der Vorgängerregierung entwickelte Abschiebeleitfaden umgesetzt wird. Die Mittel, die für das Ausreisegewahrsam und die Abschiebehaft eingeplant sind, will die Linke stattdessen für sinnvolle Zwecke nutzen. Menschen, die hier Schutz suchen, sollten schnell selbst für sich sorgen und arbeiten dürfen.“