Gebhardt zum Gesetzentwurf Familienfreitag-Feiertag in Sachsen
Den von der Linksfraktion eingebrachten Entwurf eines „Gesetzes zur Einführung eines Kinder- und Familienfreitags als gesetzlicher Feiertag“ (Parlaments-Drucksache 6/13238) in Sachsen begründet Rico Gebhardt, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag (Redeauszüge, ganze Rede HIER):
Wir wissen aus Umfragen, dass die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung mehr freie Zeit mit der Familie haben will. Mit der Einführung eines Familienfeiertages – so wie wir ihn mit diesem Gesetzentwurf vorschlagen - soll genau diesem Wunsch nachgekommen werden. Ein ganzer Tag, an dem die Kinder bzw. die Familie im Mittelpunkt stehen. Der Tag soll in der Tradition des Kindertages stehen und deswegen am ersten Freitag im Juni begangen werden. Wenn es so einen Tag in Sachsen schon gäbe, hätten wir morgen alle frei und könnten in einem verlängerten Wochenende Zeit mit Kindern, Eltern, Großeltern oder der Partnerin oder dem Partner verbringen.
In Sachsen gibt es aktuell elf gesetzliche Feiertage, damit liegen wir im Vergleich zu anderen Bundesländern im Mittelfeld. Die meisten davon sind christliche Feiertage oder haben einen historischen Bezug. Im Jahr 2018, wo in Sachsen drei Viertel der Bevölkerung keiner Konfession angehören, halten wir es für geboten, dass auch humanistische Werte und soziale Verantwortung einen Feiertag begründen können, und Familie ist dabei sicherlich ein Wert, der Gläubige und Nichtgläubige einen sollte. Die in diesem Zusammenhang vorgebrachte Angst, ein weiterer Feiertag schade der Wirtschaft, entbehrt jeglicher Grundlage. Es sind doch vor allem die wirtschaftlich stärksten Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg, die die meisten Feiertage in Deutschland begehen.
Zur Polemik des Sprechers der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen, Matthias Oelke, die Kirche sehe die Debatte kritisch. Es käme nicht Parteien zu, mit immer neuen Ideen das bestehende Gefüge, das generationenübergreifend entstanden ist, infrage zu stellen. Denn: „Grundsätzlich sollen Festlegungen auf Feiertage keine Verschiebemasse der Tagespolitik sein. Es kann nicht sein, dass ideologische Profilierungssucht die Spaltung der Gesellschaft vorantreibt.“ Die Kirche habe ein besonderes Interesse und Anliegen, dass christliche Feiertage erhalten bleiben, um sie angemessen feiern zu können und den Sinngehalt in die Gesellschaft zu tragen.“ Diese Polemik ist anmaßend und entspringt dem Geist einer Zeit, die in Sachsen seit Jahrhunderten vorbei ist. Niemand stellt christliche Feiertage in Frage – außer der Kirche selbst, die den Buß- und Bettag geopfert hatte. Dieser ist nur noch in Sachsen gesetzlicher Feiertag, weil es ein Parteipolitiker, nämlich Kurt Biedenkopf, so wollte.