Luise Neuhaus-Wartenberg: Die Proteste sind berechtigt - der Lehrkräftemangel kann nur gemeinsam behoben werden

Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Luise Neuhaus-Wartenberg, sagt nach der heute von den Bündnisgrünen beantragten Sachverständigenanhörung im Schulausschuss zum Maßnahmenpaket des Kultusministers Conrad Clemens:

„In Leipzig, Chemnitz und Dresden haben in dieser Woche Lehrkräfte, Fachberaterinnen und -berater, Schülerinnen und Schüler, Assistenzkräfte sowie Eltern demonstriert. Sie werden das fortsetzen, und Die Linke wird die Proteste weiter unterstützen. Viele Maßnahmen, die der Kultusminister im Auftrag des Ministerpräsidenten vorschlägt, sind ungerecht. Vor allem die Lehrkräfte befürchten zu Recht Nebenwirkungen dieser ,Medizin‘ im Kampf gegen die Krankheit Personalmangel. Sie darf nicht ohne Debatte verordnet werden.

In der heutigen Anhörung haben auch die Sachverständigen aus der Praxis deutlich gemacht: Es steht viel auf dem Spiel. Die ältere Lehrkräfte-Generation fürchtet um ihre Abmilderungsstunden. Die junge Generation muss bangen, ob ihnen überhaupt noch Zeit bleibt, um nicht nur zu unterrichten, sondern gut zu unterrichten. Die Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern haben Vorschläge unterbreitet und sind bereit, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Dafür müssen alle Fakten auf den Tisch, etwa die Ergebnisse der Arbeitszeit-Studie. Laut der GEW verbringen die Lehrkräfte mehr als ein Drittel ihrer Arbeitszeit nicht vor der Klasse, sondern am Schreibtisch.

Kritisiert wurde auch, dass der Kultusminister die 21 Maßnahmen im Alleingang vorgelegt hat, ohne diese in ausreichendem Maße mit den Betroffenen zu diskutieren. Ohne ein gemeinsames Vorgehen ist aber kein Erfolg denkbar. Mit dem Prozess ,Bildungsland 2030‘ liegen seit dem letzten Jahr Vorschläge auf dem Tisch. Sie entstanden unter breiter Beteiligung, und viele davon unterstützen wir als Linke. Wir müssen die Lehrkräfte entlasten, etwa mit Dauerstellen für Assistenzpersonal und Sozialarbeit an allen Schulen, und Druck aus dem Schulalltag nehmen - etwa durch mehr selbstbestimmtes Lernen. Wir setzen uns dafür ein, den Haushaltsentwurf in diesem Sinne zu verändern.“

Christina Strom, Lehrerin und Hauptausbildungsleiterin an der Fritz-Gietzelt-Schule Leipzig, einer Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, sagt an die Adresse des Kultusministers:

„Beteiligen Sie uns bitte. Wir wünschen uns Unterrichtsqualität, die den Bildungserfolg für alle Schülerinnen und Schüler sicherstellt.“