Luise Neuhaus-Wartenberg: Gedenkort Sachsenburg braucht dauerhafte Förderung statt leerer Versprechen!

2025 ist der Tag der Befreiung in Sachsen erstmals Gedenktag. Trotz dieses Zeichens für eine aktive Erinnerungskultur geraten Engagierte - insbesondere die Gedenkstätten und zivilgesellschaftlichen Initiativen - wegen der geplanten Haushaltskürzungen in Bedrängnis. So ist die Errichtung der Gedenkstätte im Frühen Konzentrationslager Sachsenburg bei Frankenberg gefährdet, weil sichere Förderzusagen fehlen. Luise Neuhaus-Wartenberg, kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion, kritisiert das deutlich:

„Sachsenburg war eines der ersten Lager des NS-Terrorsystems - eingerichtet 1933, genutzt zur Inhaftierung politischer Gegner. Es wurde zum Vorbild für größere Konzentrationslager wie Buchenwald. Heute ist der Ort als Gedenkstätte anerkannt. Doch es ist unsicher, dass die Gebäude erhalten und ein entsprechendes pädagogisches und Erinnerungsangebot umgesetzt werden können.

Der 8. Mai als Gedenktag muss mit Leben erfüllt werden. Das gelingt am besten, indem die Gedenkorte gesichert und gestärkt werden. In Sachsen gibt es bislang keine fertige KZ-Gedenkstätte, in Sachsenburg entsteht endlich eine. Dieses wichtige Werk muss vollendet werden. Die Linksfraktion fordert, Gedenkstätten dauerhaft finanziell abzusichern, lokale Bildungsinitiativen zu stärken und den 8. Mai als politischen Auftrag zu begreifen: Für ein Sachsen, das konsequent gegen das Vergessen und für Demokratie eintritt!

Gedenken ohne strukturelle Unterstützung ist Symbolpolitik. Sachsenburg hat eine große historische Bedeutung, aber eine unsichere Perspektive. Wer an der Erinnerungsarbeit spart, gefährdet auch die demokratische Bildung künftiger Generationen. Es sind oft kleine Vereine, die Gedenkstättenarbeit und historisch-politische Bildung möglich machen. Diese Menschen arbeiten mit Jugendlichen, gestalten Projekttage, organisieren Zeitzeugengespräche. Sie sind das Rückgrat der demokratischen Kultur im ländlichen Raum. Es ist beschämend, dass sie nun um jede Förderung bangen müssen. Sachsen braucht nicht weniger, sondern mehr Erinnerung - und dafür einen verlässlichen Haushalt.

An der Gedenkstätte Sachsenburg arbeiten engagierte Menschen vor Ort schon seit vielen Jahren. Die Zeit drängt, denn den Gebäuden droht der Verfall. Die Kommandantenvilla ist schon abgerissen, jetzt steht die Kommandantur mit den immer noch erhaltenen Folterzellen vor dem Ruin. Damit die Arbeiten weitergehen können, muss der Freistaat die nötigen Fördermillionen geben. Das beantragen wir in der Haushaltsverhandlung. Sonst verfallen auch 2,5 Millionen Euro Bundesmittel. Und wenn die AfD im Stadtrat in die Lage käme, die Gedenkstätte zu verhindern, würde sie das zweifellos sofort tun.“

 

Hintergrund

Im Konzentrationslager Sachsenburg, das sich in einer ehemaligen Textilfabrik in der Nähe von Chemnitz befand, internierten SA und SS zwischen 1933 und 1937 mehr als 2.000 Regimegegner. Wie viele durch Zwangsarbeit, Folter und auf anderem Wege umgebracht wurden, ist unbekannt. In Sachsenburg wurden auch SS-Wachmannschaften für den späteren Einsatz in größeren Lagern ausgebildet. Im Juli 1937 wurde das KZ Sachsenburg aufgelöst. Häftlinge wurden verlegt, um in der Nähe von Weimar das KZ Buchenwald zu errichten. Sachsenburg war wie andere Frühe Konzentrationslager eine Blaupause für den systematischen Terror. Nirgends war die Dichte solcher „Frühen Konzentrationslager“ höher als in Sachsen, hier gab davon 103 in 80 Städten.