Marika Tändler-Walenta: Das Sportland Sachsen hat gegenwärtig zu kämpfen – Staatsregierung muss Vereine besser unterstützen!

Die sportpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Marika Tändler-Walenta, hat heute in Dresden die Antworten der Staatsregierung auf die Große Anfrage der Linksfraktion „Situation des Sports in Sachsen“ (Drucksache 7/10401) eingeschätzt und erklärt:

„Sport hat eine positive Wirkung auf alle, die ihn treiben, und auch auf die gesamte Gesellschaft: Er stiftet Zusammenhalt, vermeidet Krankheiten und hat viele soziale Aspekte. Wir sind uns mit der Regierungskoalition zumindest darin einig, dass der Breitensport das Rückgrat der sächsischen Sportlandschaft ist. Das Sportland Sachsen hat aber gegenwärtig hart zu kämpfen, vor allem mit Mitgliederschwankungen, Investitionsstau und gestiegenen Kosten für die Vereine. Die Antwort darf nicht lauten: Dann sollen eben die Mitgliedsbeiträge steigen.

Es ist gut, dass so viele Menschen ehrenamtlich für den Sport arbeiten. Laut der Staatsregierung sind das etwa 100.000 Personen vom Trainer bis zum Kassenwart, vom Schatzmeister bis zum Hausmeister. Der Regierung muss ihnen und den weiteren Aktiven bestmögliche Bedingungen bieten. Die Staatsregierung hat ihre Wissenslücken offenbart. Keine Antwort erhielten wir etwa auf die Frage, für wie groß sie den tatsächlichen Investitionsbedarf bei Sportstätten hält. Klar ist: Die Koalition muss mehr Fördergeld bereitstellen, vor allem für zeitgemäße Modernisierung, hat aber die Sportförderung zuletzt kontinuierlich gekürzt.

Die Staatsregierung weiß auch nicht, wie viele Schulsporthallen in den Landkreisen existieren oder wie viele Schwimmstätten, die auch für den Schwimmunterricht genutzt werden können, demnächst voraussichtlich geschlossen oder eröffnet werden. Keine Antwort bekamen wir auch auf die Frage, welche Maßnahmen die Staatsregierung plant, um ehrenamtliche Tätigkeiten im Sport stärker zu würdigen und zu unterstützen. So verrät die Staatsregierung auch nicht, ob sie finanzielle Zuwendungen oder Entschädigungen für Verdienstausfälle von ehrenamtlich Tätigen im Sport anpassen will. Es wäre aber sinnvoll, wie bei der Freiwilligen Feuerwehr eine Art Verdienstausfall für Menschen zu zahlen, die als Übungsleiter tätig sind. Auch den Vorschlag einer ,Ehrenamtsrente‘ sollten wir diskutieren. Wir schlagen zudem finanzierten Bildungsurlaub vor, etwa für die Teilhabe an einem Übungsleiterseminar.

Die Vereine brauchen echte Hilfe beim Umgang mit den Kostensteigerungen. Dazu muss eine angemessene Pauschale gezahlt werden. Die Sportvereine sollen nicht erst dann Fördergeld bekommen, wenn sie bereits in existenzieller Not sind.“

Vom 17. April bis 29. April 2023 tourt Marika Tändler-Walenta unter dem Titel „Ehrenamtsunterstützung, Nachwuchssorgen und Mehrbelastungen – die Sächsische Sportlandschaft politisch Fit für die Zukunft machen!“ durch das Sportland Sachsen. Es sind 21 Termine in den 13 Landkreisen und kreisfreien Städten geplant. Sollten Sie Interesse an einer Begleitung haben, melden Sie sich bitte unter kevin.reissig@slt.sachsen.de

Hintergrund: Zentrale Ergebnisse der Großen Anfrage

649.846 Menschen in Sachsen treiben Vereinssport. Vor der Pandemie waren es noch 26.280 mehr. Im Jahr 2021 haben darüber hinaus 74 Vereine ihre Mitgliedschaft im Landessportbund gekündigt. Gegenwärtig scheinen sich die Mitgliedszahlen wieder zu erholen.

4.404 Lehrkräfte in Sachsen dürfen Sportunterricht erteilen. Weitere 931 Personen unterrichten Sport ohne Lehrbefähigung, davon die meisten in der Grundschule (536; Oberschule: 115, Gymnasium: 47, Förderschule: 233). Der Altersdurchschnitt der Sportlehrkräfte liegt bei 47,5 Jahren. Bis 2027 werden etwa 540 Sportlehrkräfte in aus dem Beruf ausscheiden. Während hunderte Schulstunden ausfallen, leiden immer mehr Schulkinder unter Übergewicht.

Im Freistaat werden aktuell 102 Schwimmstätten für das Schulschwimmen genutzt. Für den Schwimmunterricht stehen 691 unterrichtende Lehrkräfte zur Verfügung, die 39.500 Schulkinder unterrichten müssen – ein Verhältnis von 1:57. Die Staatsregierung bezifferte die Nichtschwimmerquote nach Klasse 2 vor der Pandemie auf bis zu 15 Prozent. Freizeitsport, Vereine und Schulen konkurrieren um Beckenzeiten. In den Landkreisen unterscheidet sich das Angebot an Schwimmhallen je Einwohner erheblich (Drucksache 7/3351).

Der Doppelhaushalt 2023/2024 hält 21,14 Millionen Euro für Sportförderinvestitionen bereit. Die Förderung sank zuletzt jährlich. Für 2021/2022 wurden insgesamt 338 Anträge auf Sportförderung gestellt (Drucksache 7/11388). 54 Prozent davon sind noch offen, wurden storniert oder abgelehnt. Von den 60 abgelehnten Anträgen scheiterten 51 mit der Begründung, die Fördermittel seien ausgeschöpft.