Rico Gebhardt: Der „Sarkophag“ ums Grüne Gewölbe war so löchrig wie die alte Tschernobyl-Hülle – wer steht endlich dafür gerade?

Der Kunstraub aus dem Grünen Gewölbe liegt drei Jahre zurück. Auf Antrag der Linksfraktion (Drucksache 7/11454) beschäftigt sich der Landtag heute mit der Aufarbeitung. Fraktionschef Rico Gebhardt erklärt:

„Beim Thema Kunstraub herrscht eine merkwürdige Stille in der Staatsregierung, den Staatlichen Kunstsammlungen und dem Staatsbetrieb Immobilien- und Baumanagement. Dabei ist klar: Kollektives Versagen hat den größten Kunstraub der deutschen Nachkriegsgeschichte begünstigt. Trotzdem hat bisher niemand die politische Verantwortung übernommen. Die Staatsregierung muss die Karten auf den Tisch legen: Welche rechtlichen, sachlich-technischen, finanziellen, personellen und dienstrechtlichen Konsequenzen zieht sie aus dem Kunstraub? Was unternimmt sie, um Sachsens Museen besser zu schützen? Wer steht endlich für die Fehler gerade? Der Fall ist ein trauriges Beispiel dafür, wie die blinde Sparwut und die träge Selbstzufriedenheit der Staatsregierung und ihrer Behörden uns in Sachsen immer wieder Geld und Ansehen kosten.

Spätestens der Diebstahl der „Big Maple Leaf“-Goldmünze 2017 aus dem Bode-Museum wäre Anlass gewesen, die Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen. Das unterblieb – dieses Versäumnis geht auch aufs Konto der Generaldirektorin Marion Ackermann, die zuletzt die Liste der Peinlichkeiten weiter verlängert hat. In Antwerpen suchte sie einen vermeintlichen Kunstexperten auf, der den Rückkauf eines Beutestücks in Aussicht stellte und dann mit 45.000 Euro davon marschierte. Sie trieb wohl eine naive Vorstellung – ebenso wie den früheren Gewölbe-Direktor Dirk Syndram, der einräumte: „Wir sind immer davon ausgegangen, dass keiner auf die Idee kommt, so etwas zu stehlen, weil man es nicht verwerten kann.“ Genau diese Haltung war das Problem. Der frühere Technische Geschäftsführer des Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, Volker Kylau, hat geäußert: „Wir haben quasi einen Sarkophag außen herum gebaut, damit im Inneren alles möglichst zugänglich und offen erlebbar ist.“ Heute wissen wir: Dieser „Sarkophag“ war so löchrig wie die alte Hülle um die Kraftwerksruine in Tschernobyl.

Die Verantwortungsflucht ist ebenso atemberaubend wie die Liste der Versäumnisse. Die Täter konnten das Fenstergitter vorab durchtrennen und wieder einkleben, ohne dass das jemandem auffiel. Fassadenscanner lösten keinen Alarm aus, weil ein Sensor ausgeschaltet war und das Fenster in einem toten Winkel lag, was die Verantwortlichen auch wussten. Als die Täter im Juwelenzimmer waren, gab es keinen Alarm und auch kein Alarmlicht. Die Überwachungskameras, denen jedes handelsübliche Babyphone technisch überlegen war, lieferten nur dunkle Umrisse. Das Vitrinenglas gab viel zu schnell nach, seine Beschaffenheit war öffentlich nachlesbar. Es gab zudem keine Vorrichtungen, um die Täter am Verlassen des Residenzschlosses zu hindern.“

Die vollständige Rede ist hier nachlesbar.