Stefan Hartmann: Wer Strom verteuern, die Versorgung gefährden und Konzernprofite sichern will, sollte auf Atomstrom setzen - wir wollen erneuerbare Energiequellen

Stefan Hartmann, Sprecher der Linksfraktion für Wirtschaft und Klima, sagt zur Aktuellen Debatte auf Antrag der Grünen-Fraktion „Ein Atomkraftwerk direkt vor unserer Haustür – Schutz von Menschen und Natur in Sachsen sicherstellen“:

„Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energiequellen: Sie sind sicher, sauber, fast überall verfügbar und vor allem billig. Photovoltaik und Windenergie liefern Strom für 4 bis 10 Cent pro Kilowattstunde. Atomkraft kostet 15 bis 49 Cent, teilweise noch mehr. Günstig wird Atomstrom nur, wenn die Anlagen uralt sind - und deshalb besonders gefährlich. Kernkraftwerke können nur von Großkonzernen oder Staaten betrieben werden. Gewinne und Macht landen bei wenigen, während wir eine dezentrale Energieversorgung wollen.

Kernkraftwerke bescheren uns neben teuren Preisen und hohen Risiken weitere Probleme: Sie zu errichten dauert Jahrzehnte und kostet viele Milliarden, auch an Subventionen. Kernkraftwerke sind zu träge für das grenzüberschreitende europäische Stromnetz. Ihr Betrieb benötigt Unmengen an Wasser. Für ihren hochradioaktiven Müll gibt es weltweit kein sicheres Endlager.

Atomenergie ist auch nicht klimafreundlich: Zwar entstehen bei der Stromproduktion wenige Emissionen, aber der Brennstoffkreislauf vom Uranabbau über die Aufbereitung bis hin zu Bau und Rückbau der Anlagen verursacht erhebliche CO₂-Emissionen und zerstört ganze Landstriche. Das Uran stammt meist aus Russland. Wir sollten uns nicht erneut von autoritären Regimen und fossilen Rohstoffen abhängig machen.

Wer Strom verteuern, die Versorgung gefährden und Konzernprofite sichern will, sollte auf Atomstrom setzen. Die Linke lehnt das ab. Von einer Renaissance der Atomkraft kann weder in Europa noch weltweit die Rede sein. Zwischen 2020 und 2025 wurden allein auf unserem Kontinent 20 Reaktoren stillgelegt, während nur drei neue ans Netz gingen. Belgien, Großbritannien, Frankreich, Schweden und Deutschland treiben den Rückbau voran. Weltweit wurden von 2004 bis 2023 insgesamt 102 Kernkraftwerke gebaut, aber 104 abgeschaltet. 2024 sank die Zahl der in Betrieb befindlichen Reaktoren sogar. Selbst in China, Indien oder Russland verzögern sich die Fertigstellungen massiv.“