Susanne Schaper: Die Landzahnarztquote ist machbar, reicht aber nur für den hohlen Zahn
Der Ausschuss für Soziales, Gesundheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt hörte heute Sachverständige zum Gesetzentwurf der Koalition und des BSW „Sicherstellung der zahnärztlichen Versorgung in Bedarfsgebieten im Freistaat Sachsen“ (Drucksache 8/4185). Dazu sagt Linksfraktionschefin Susanne Schaper:
„Die vorgesehene Landzahnarztquote ist machbar, sie reicht aber nur für den sprichwörtlichen hohlen Zahn. Sie allein wird nicht ausreichen, um die Versorgungsprobleme zu lösen, die insbesondere im Landkreis Görlitz und in Südwestsachsen bestehen. Die Unterversorgung hat strukturelle Ursachen - folglich sind Strukturmaßnahmen nötig, um genug junge Zahnärztinnen und Zahnärzte für die ländlichen Gebiete zu gewinnen. Entscheidend ist, dass wir nicht nur Kapazitäten umverteilen, sondern sie ausbauen - bei Studienplätzen, Niederlassungen und Versorgungsangeboten. Naheliegend wäre eine zusätzliche zahnmedizinische Ausbildung in Chemnitz.
Besser als eine isolierte Verpflichtungsquote wären Stipendienprogramme, die an eine mehrjährige Tätigkeit im ländlichen Raum gebunden sind. Anreize funktionieren besser als Abschreckung mit hohen Strafzahlungen. Sinnvoll wären zudem umfangreiche Niederlassungsförderungen für Zahnärztinnen und Zahnärzte in unterversorgten Regionen - mit Investitionszuschüssen, Unterstützung bei Wohnungssuche und Kinderbetreuung, Teilzeitmodellen und Jobs für Partnerinnen und Partner. Dringlich sind zudem Maßnahmen zur Entbürokratisierung.
Sondervergütungen oder Niederlassungs-Stipendien könnten in Regionen mit besonders schlechter Versorgung gezielt helfen – dazu gibt es erfolgreiche Modelle in Großbritannien oder Tschechien. Hier könnten sich die Landkreise, aber auch die Krankenkassen engagieren. Ebenfalls sinnvoll wäre es, wenn Landzahnärztinnen und Landzahnärzte die Studierenden als Mentorin oder Mentor unterstützen würden. Eine bessere Planung sollte
Zahnarztdichte, Abwanderungsraten und Versorgungslücken systematisch erfassen. Die Linke fordert nicht zuletzt mehr Prävention durch Schulprogramme und kommunale Gesundheitszentren, damit weniger invasive Behandlungen nötig werden und die Gesamtbelastung der Praxen sinkt.“

