Susanne Schaper: Niemand soll im Rentenalter arbeiten müssen - schwindende Kaufkraft der gesetzlichen Rente muss alle alarmieren
Das Sozialministerium hat ältere Menschen zu ihrer Lebenssituation befragen lassen. Die Studie befasst sich auch mit dem Aspekt Erwerbstätigkeit: Demnach sind je nach Altersgruppe zwischen einem Sechstel und einem Zehntel der Rentnerinnen und Rentner berufstätig, sogar Menschen im Alter von mehr als 85 Jahren. Etwa ein Drittel derjenigen, die zusätzlich arbeiten, hält die eigene finanzielle Situation für „unzureichend“. Ein weiterer Befund lautet: „Ein großes Unverständnis herrscht unter den Befragten darüber, dass die (eigene) Rente nach jahrelanger Lohnarbeit und Einzahlung in die Rentenkasse nicht ausreicht.“ Susanne Schaper, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion, erklärt:
„Die Zahl der Menschen, die im Rentenalter weiterarbeiten, ist in Sachsen zwischen 2008 und 2022 um mehr als die Hälfte gestiegen. Wer im Alter weiterarbeiten möchte, soll dies tun - das hilft unserer vom Arbeitskräftemangel geplagten Gesellschaft. Es darf aber niemand dazu gezwungen sein, weil Geld fehlt. Im Osten ist die gesetzliche Rente für viele die einzige Einkommensquelle. Immer mehr Menschen reicht sie nicht zum Leben. Dieser Verlust an Kaufkraft muss alle alarmieren! Bestandsrentnerinnen und -rentner in Sachsen erhielten Ende 2023 im Durchschnitt 1.303,36 Euro, neue Rentnerinnen und Rentner bekamen durchschnittlich nur noch 1.204,14 Euro (Statistik 2023 der Deutschen Rentenversicherung). Da fällt es schwer, mit steigenden Preisen und Mieten klarzukommen.
Damit alle ihren Ruhestand genießen und frei darüber entscheiden können, ob sie arbeiten wollen, muss die gesetzliche Rentenversicherung eine sichere Bank für alle sein. Das ist möglich, wenn alle Erwerbstätigen einbezogen werden und für ihre gesamten Einkünfte im Job und am Finanzmarkt Beiträge in den Rententopf entrichten - auch Beamte, Selbständige und Freiberufler wie Politikerinnen und Politiker. Beitragsbemessungsgrenzen müssen weg, damit Menschen mit hohen Einkommen pflichtgemäß zur Solidargemeinschaft beitragen. Wir wollen eine solidarische Mindestrente in Höhe von 1.200 Euro netto im Monat für alle einführen. Bei der Rentenbesteuerung müssen großzügige Freibeträge gelten.
Wir wenden uns strikt gegen Forderungen, das Renten-Eintrittsalter weiter zu erhöhen. Diese Rufe sind nur Lobbyarbeit für private Versicherungsunternehmen und Ausdruck der politischen Agenda der Unternehmer. Schon jetzt können viele Beschäftigte gar nicht bis 67 arbeiten. Jede Erhöhung des Eintrittsalters ist also eine Rentensenkung. Es ist ein Skandal, hart arbeitenden Menschen ihre sauer verdiente Rente kürzen zu wollen! Ein weiterer Skandal besteht darin, dass Sachsen sich nicht am Härtefallfonds für Menschen beteiligt hat, denen seit 1990 ein Teil ihrer Rentenansprüche vorenthalten wird.“
Hintergrund: Arbeitende Rentnerinnen und Rentner in Sachsen
Stand zum Jahresende | sozialversicherungspflichtig | geringfügig | Drucksache |
2008 | 4.108 | 27.563 | 5/620 |
2009 | 4.650 | 28.824 | 5/3693 |
2010 | 4.748 | 29.865 | 5/9270 |
2011 | 5.134 | 29.982 | 5/9270 |
2012 | 5.824 | 30.752 | 5/12212 |
2013 | 6.959 | 34.654 | 5/14658 |
2014 | 7.034 | 37.285 | 6/2231 |
2015 | 8.767 | 39.953 | 6/14197 |
2016 | 10.013 | 44.702 | 6/14197 |
2017 | 11.879 | 48.749 | 6/14197 |
2018 | 13.773 | 51.725 | 7/795 |
2019 | 10.345 | 47.471 | 7/11876 |
2020 | 10.437 | 45.423 | 7/11876 |
2021 | 10.959 | 45.480 | 7/11876 |
2022 | 11.935 | 45.938 | 7/12384 |