Zahl der Pflegebedürftigen binnen zehn Jahren mehr als verdoppelt – Susanne Schaper: Personalaufbau beschleunigen!
Die Vorsitzende und gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Susanne Schaper, hat die Staatsregierung zum Pflegebedarf und zum diesbezüglichen Personalmangel befragt (Drucksachen 8/2134, 8/1879). Demnach wächst die Zahl der Pflegebedürftigen rasant, es wird zu wenig Personal gewonnen. Susanne Schaper erklärt:
„Jahr für Jahr kommen allein in Sachsen zehntausende Pflegebedürftige hinzu. Ihre Zahl hat sich binnen zehn Jahren mehr als verdoppelt, eine Trendwende ist nicht abzusehen. Es ist eine riesige Aufgabe, allen ein Altern in Würde zu ermöglichen. Alle, die in unserem Land ehren- oder hauptamtlich pflegen, verdienen Anerkennung und Entlastung!
Den mit riesigem Abstand größten Pflegedienst bilden die Angehörigen. Sie verdienen viel mehr Unterstützung und sollten sich mit Rückkehrrecht vom Beruf freistellen lassen können, wie beim Mutterschutz. Sie sollten Entgeltersatzleistungen erhalten und ihre Pflegezeiten angerechnet bekommen. Wir wollen zudem Angebote für Beratung, Weiterbildung und Gesundheitsförderung ausbauen und Prozesse vereinfachen.
Für das hauptamtliche Personal hat die Staatsregierung Zahlen vorgelegt, die zwar nicht nur die Altenpflege betreffen, aber den großen Handlungsbedarf zeigen. 2015 kamen auf einen Leistungsempfänger der Pflegeversicherung rechnerisch 0,49 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit Pflegeberuf. 2023 waren es nur noch 0,27 Beschäftigte. Die Schere zwischen Bedarf und Personalbestand geht immer weiter auf. Das zeigt, wie wichtig attraktive Arbeitsbedingungen sind, die Überlastung vermeiden. Eine sächsische Pflegebevollmächtigte oder ein Pflegebevollmächtigter sollte sich künftig um die Aufwertung des Berufs kümmern.
Auch die Pflegebedürftigen selbst benötigen mehr Unterstützung. Bei Eigenanteilen von bis zu 3.000 Euro im Monat für den Heimplatz reichen selbst zwei gute Renten nicht mehr aus. So werden viele Menschen nach einem langen Arbeitsleben zum Sozialfall. Fast 22.000 Menschen in Sachsen benötigten 2023 die Sozialleistung Hilfe zur Pflege. Die Eigenanteile würden sinken, wenn der Freistaat die Investitions- und Ausbildungskosten der Heimbetreiber in Form eines Pflegewohngelds übernähme. Sachsen soll sich im Bund für die Deckelung der Eigenanteile einsetzen. Außerdem schlagen wir nach bayerischem Vorbild ein Landespflegegeld von 1.500 Euro pro Pflegegeldjahr zur freien Verfügung vor, um den älteren Menschen wenigstes etwas finanzielle Selbstbestimmung zu bewahren.
Gute Pflege ist bezahlbar, wenn wir die Pflegeversicherung zur Vollversicherung umbauen. Alle, die ein Einkommen erzielen, sollen gerecht in die gesetzlichen Pflegekassen einzahlen. Jahreseinkommen über 66.150 Euro brutto dürfen nicht länger beitragsfrei bleiben.“
Hintergrund
Zahl der Pflegebedürftigen im Freistaat
| 2013 | 2015 | 2017 | 2019 | 2021 | 2023 | 2013-2023 |
Personen, die Leistungen aus der Pflege-versicherung empfangen | 149.461 | 166.792 | 204.797 | 250.812 | 310.674 | 363.243 | +143% |
Ambulant betreute Pflege-bedürftige | 43.359 | 49.618 | 60.247 | 71.452 | 78.535 | 88.478 | +104% |
Stationär betreute Pflege-bedürftige | 46.509 | 49.115 | 50.997 | 51.310 | 48.206 | 49.676 | +6,8% |
Daheim betreute Pflege-bedürftige | 102.952 | 117.677 | 153.800 | 199.502 | 262.468 | 313.567 | +204% |
Zahl der Pflegekräfte im Freistaat (nicht nur Altenpflege!)
| 2015 | 2017 | 2019 | 2021 | 2023 | 2015-2023 |
Pflegekräfte | 83.030 | 88.358 | 92.566 | 97.094 | 98.749 | +18,9 % |
Beschäftigte in ambulanten Pflege-einrichtungen | 24.201 | 26.774 | 28.044 | 28.877 | 29.812 | +23,2 % |
Beschäftigte in stationären Pflege-einrichtungen | 38.504 | 41.311 | 43.692 | 45.705 | 46.322 | +20,3 % |
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Offene Stellen im Wirtschaftszweig Pflege | 27.444 | 35.934 | 37.853 | 40.143 | 39.492 | +43,9 % |
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Begonnene sozial-versicherungs-pflichtige Beschäftigungs-verhältnisse im Berufszweig Pflegeberufe | 22.895 | 24.670 | 26.219 | 24.933 | 27.252 | +19 % |
Beendete sozial-versicherungs- | 20.331 | 22.089 | 24.165 | 23.632 |
25.936
| +27,6 % |