Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag
#sogehtsolidarisch Ende Februar 2024
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Liebe Leserin, lieber Leser,
Wirtschaftsminister Martin Dulig hat frohlockt – weil das Kabinett den Entwurf für das neue Vergabegesetz zur Anhörung freigegeben hat. Dabei ist längst klar: Die Koalition wird das Gesetz nicht mehr verabschieden, auch Dulig hat das eingeräumt. Wozu also Stellungnahmen einsammeln, wenn der Entwurf im Herbst sowieso auf dem „Drucksachenfriedhof“ landet? Was nicht beschlossen ist, gilt schließlich zum Ende der Wahlperiode als erledigt.
Die Beschäftigten warten seit vielen Jahren darauf, dass der Staat Druck für höhere Löhne macht. Das geht, indem der Staat seine Aufträge an gute Löhne und Arbeitsbedingungen knüpft. Im Landtag hatten wir 2006, 2012, 2018 und zuletzt 2022 ein gerechtes Vergabegesetz vorgeschlagen, das beispielsweise einen Vergabe-Mindestlohn einführt. Die Koalition lehnte ab – auch die AfD hat dagegen gestimmt. So arbeiten weiter hunderttausende Menschen in Vollzeit, ohne davon leben zu können oder eine ordentliche Rente zu bekommen. Leistung muss sich lohnen?
Kevin Reißig, Pressesprecher
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Erinnerung für Kurzentschlossene: Wir laden morgen zur Landes-Betriebsrätekonferenz zum Thema „Demokratie und Transformation brauchen eine starke betriebliche Mitbestimmung“. Sie findet am Freitag, dem 1. März 2024, von 11 bis 16:30 Uhr im Rathaus der Stadt Leipzig statt (Martin-Luther-Ring 4). Mit Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern sowie vielen Betriebsräten wollen wir über die Herausforderungen der betrieblichen Mitbestimmung diskutieren – und darüber, wie man sie lösen kann. Wir begrüßen Gäste aus Gewerkschaften, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
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Neue Zahlen zur ärztlichen Versorgung in Sachsen zeigen, dass sich die Lage 2023 kaum gebessert hat. Die größten Probleme gibt es in der hausärztlichen Versorgung, aber auch bei Kinderärztinnen und -ärzten sowie im hautärztlichen Bereich. Die Planungsbereiche Frankenberg-Hainichen, Reichenbach und Werdau sind mit hausärztlichen Praxen deutlich unterversorgt; in Annaberg-Buchholz, Weißwasser und Stollberg liegt der Versorgungsgrad nur knapp oberhalb der für die Unterversorgung maßgeblichen Grenze von 75 Prozent, in Torgau knapp darunter. In der Region Chemnitz ist derzeit kein einziges Planungsgebiet ordentlich versorgt. Laut der Kassenärztlichen Vereinigung sind im Freistaat 388 Hausarztsitze frei. Die Anstrengungen der Regierung reichen offensichtlich nicht aus.
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Dr. Jörg Blobelt, CC BY-SA 4.0 Deed, Wikimedia Commons
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In Pirna-Sonnenstein gibt es Protest gegen den Umbau einer ehemaligen Busgarage, die untrennbar mit der Geschichte der früheren NS-Tötungsanstalt verbunden ist. In der Immobilie sollen Eigentumswohnungen entstehen. Als die Immobilie von privat an einen neuen privaten Eigentümer verkauft wurde, hat die Stadtverwaltung davon gewusst und auch den Freistaat informiert – aber niemand griff ein, um den Gedenkort zu erhalten. Wir fordern den sofortigen Baustopp!
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Picasa
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Julian Nyča, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0 Deed
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Für die Kohleverstromung werden noch immer riesige Landstriche in Mondlandschaften verwandelt – sie müssen in naher Zukunft vollständig wiederhergestellt werden. Um die Milliardenkosten zu bezahlen, müssen die Kohlekonzerne Geld zurücklegen, damit die Allgemeinheit nicht auf dem Schaden sitzenbleibt. Das LEAG-Tochterunternehmen, das in Sachsen dafür gegründet wurde, haftet bisher nur für 1,025 Millionen Euro. Die Regierung hält das für ausreichend – wir nicht!
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Bis Ende 2023 wurden in Sachsen mindestens 4.755 Anträge auf „Chancenaufenthalt“ – er bietet langjährig Geduldeten eine Bleibeperspektive, wenn sie schon seit längerem hier leben, ihren Unterhalt selbst sichern können, Deutsch lernen und die Gesetze achten. Allerdings bearbeiten viele kommunale Ausländerbehörden die Anträge zu langsam, und der Innenminister ist nicht im Bilde. Seine lückenhafte Datenbasis ist nur eine Herausforderung unter vielen.
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Im zweiten Halbjahr 2023 wurden bei der Polizei sechs weitere „Verdachtsfälle mit Bezug zum Rechtsextremismus“ bekannt. Damit summiert sich die Zahl bekanntgewordener Verdachtsfälle nun auf 82. Dabei geht es unter anderem um die Verharmlosung des Nationalsozialismus, ,verbotene Grußformen‘ und rassistische Äußerungen. Zudem steht ein Polizist im Verdacht, selbst der Reichsbürger-Szene anzugehören. Staatsfeinde haben im Staatsdienst nichts zu suchen!
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2023 ist die Zahl der Straftaten zulasten Geflüchteter in Sachsen massiv auf 199 Straftaten gestiegen (2022: 88). In 24 Fällen wurden Asylunterkünfte attackiert (2022: 10). Die Staatsregierung hat dafür zu sorgen, dass schutzsuchende Menschen körperlich und seelisch unversehrt bleiben. Von den 23.132 Asylsuchenden, die Sachsen im letzten Jahr aufzunehmen hatte, verblieben reichlich 15.000 in der hiesigen Zuständigkeit. Ein Land, in dem mehr als vier Millionen Menschen leben, ist in der Lage, Schutzsuchende anständig zu behandeln.
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Sandro Halank, CC BY-SA 4.0 Deed, Wikimedia Commons
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… zum ersten Mal: Die Staatsregierung hat die Beantwortung einer Großen Anfrage komplett verweigert. Wir wollen herausfinden, wie der Staat Meldedaten nutzt und schützt. Die Anfrage ist nur auf den ersten Blick sehr umfangreich: Sie richtet denselben überschaubaren Fragekomplex an alle relevanten öffentlichen Stellen. Innenminister Armin Schuster teilte allerdings nach zwei Monaten des Schweigens mit, dass die Staatsregierung nicht antworten wird – das sei zu aufwändig. Komisch: Die Regierung in Sachsen-Anhalt hatte diese Probleme nicht. Wir behalten uns weitere Schritte vor, um das Fragerecht des Parlaments zu verteidigen. Schuster erhebt sogar den unverschämten Vorwurf, wir wollten die Regierungsarbeit lahmlegen. Mit Verlaub: Das schafft die Koalition auch allein.
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