Sarah Buddeberg und Teilnehmende nach Treffen des Runden Tisches: Alleinerziehende nicht allein lassen – Aktionsplan endlich anschieben!

 

Nach dem erfolgreichen Auftakt der Veranstaltungsreihe im März hat sich das zweite Treffen des Runden Tisch Alleinerziehende dem Thema Kinderbetreuung gewidmet. Flexible und passgenaue Kinderbetreuung sind für Alleinerziehende ein zentrales Thema und immer wieder ein entscheidendes Hindernis, um existenzsichernd am Arbeitsmarkt teilhaben zu können und letztlich aus der Armut herauszukommen. Wie bereits bei der ersten Sitzung des Runden Tisch wurden die Rahmenbedingungen und Strukturen dem Bedarf gegenübergestellt und daraus Maßnahmen und Vorschläge abgeleitet, die auf die hiesigen Verhältnisse zugeschnitten sind.

Dazu sagt Sarah Buddeberg, gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE:

„Beim unserem zweiten Treffen haben wir gemeinsam mit dem Landesfrauenrat e.V., dem Landesfamilienverband SHIA e.V. sowie dem Frauenförderwerk Dresden e.V. – Träger der Fach- und Anlaufstelle für Alleinerziehende in Dresden – das Thema Kinderbetreuung in den Mittelpunkt gestellt. Ziel ist es, in einem konstruktiven Gremium Expertisen zusammenfließen zulassen und der Staatsregierung Druck zu machen, bei diesem wichtigen Thema endlich in die Gänge zu kommen. Mit Sachverständigen aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Fachverbände, Jobcenter, Kommunen und alleinerziehende Familien erarbeiten wir konkrete Vorschläge, die ein Landesaktionsplan zur Hilfe für Alleinerziehende beinhalten sollte. Mehr als deutlich wurde, dass die Randzeitenbetreuung nicht abgedeckt ist – das Thema Schichtdienst wird jenseits der Großstädte bisher nicht beachtet. Nötig sind Unterstützungsmöglichkeiten für das Hinbringen und Abholen von Kindern, genauso aber auch Betreuungsmöglichkeiten für ehrenamtliche Betätigung, Sport oder auch Gesundheitsprävention der Eltern. Es muss den Eltern gut gehen, damit es den Kindern gut geht.“

Brunhild Fischer, ehrenamtliche Geschäftsführerin des SHIA e.V. Landesverband Sachsen, ergänzt:

„Alleinerziehend zu sein ist eine multikomplexe Lebenssituation, allerdings obliegt die gesamte Verantwortlichkeit einer erwachsenen Person und muss von dieser allein getragen und bewältigt werden. Dazu gehört auch die finanzielle Absicherung ihrer Familie. Für die Zeit, in der die Alleinerziehenden ihrer Verpflichtung zur Einkommenssicherung oder Ausbildung nachgehen müssen, sind verlässliche und genau auf ihren Bedarf abgestimmte Kinderbetreuungsangebote existenziell. Gesellschaft und Politik, Kommunen wie das Land müssen sie entwickeln und bereitstellen.“

Susanne Köhler, Vorsitzende des Landesfrauenrates Sachsen e.V., fügt hinzu:

„Es ist unsäglich, dass die sächsische Landesregierung aktuell davon ausgeht, die Kinderbetreuungszeiten seien ausreichend. Für Alleinerziehende, die berufstätig sind oder sein wollen, ist also ,alles in Butter‘? Mitnichten! Wir haben zum 2. Runden Tisch Alleinerziehende die Lücken aufgezeigt, fachlich diskutiert und wollen entsprechende Maßnahmen in den Aktionsplan aufnehmen.“

Grit Jandura, Geschäftsführerin des Frauenförderwerk Dresden e.V., stellt heraus:

„Seit 2011 setzen wir uns für Alleinerziehende ein, indem wir Organisator*innen, Internehmer*innen, Ämter und Behörden zusammenbringen und diese durch konkrete Angebote in den Bereichen zusätzliche Kinderbetreuung, Bildung, Freizeiten, Samstagsangebote und Auszeiten stärken. Hierbei ist deutlich geworden, dass diese Angebote ohne abgesicherte Kinderbetreuung nicht genutzt werden können. Des Weiteren können Alleinerziehende den Erwartungen der Arbeitswelt 4.0 nach flexiblen Arbeitszeiten nicht gerecht werden und stehen demnach einem wesentlichen Teil des Arbeitsmarktes und dem flexiblen Erwerbseinkommen nicht zur Verfügung. Altersarmut für Eltern und Kinder ist vorprogrammiert! Wir fordern ein Umdenken und Offenheit für unkonventionelle Lösungsansätze. Jetzt gilt es zu handeln!“

Hintergrund

In Sachsen leben etwa 135.000 Alleinerziehende, davon 95,4 Prozent mit Kindern unter 18 Jahren. Das sind mehr als ein Viertel der sächsischen Familien und deutlich mehr als im Bundesschnitt (18 Prozent). Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich ihr Anteil nach Aussagen der Beratungs- und Anlaufstellen nochmal erhöht. Vor allem Frauen betreuen ihre Kinder alleine (90 Prozent). Obwohl 81 Prozent der Alleinerziehenden in Sachsen erwerbstätig sind – was bundesweit die höchste Quote ist –, lebt ein Großteil der Alleinerziehenden mit ihren Kindern in Armut. Arm trotz Arbeit ist also leider für viele Alleinerziehende bittere Realität. Die Armut von Kindern und deren alleinerziehenden Eltern nimmt die Staatsregierung wissend in Kauf.

Die Zahlen zeigen deutlich, dass die Ursachen in den Strukturen des Arbeitsmarktes liegen, die für Alleinerziehende oft unüberwindbare Hürden darstellen. Es braucht gezielte arbeitsmarkt-, und familienpolitische Maßnahmen, um Hemmnisse und Zugangshürden abzubauen, Strukturen anzupassen und den Zugang zum Arbeitsmarkt allen Alleinerziehenden zu gewähren. Diese Maßnahmen gilt es sehr genau auf die hiesigen Verhältnisse auszurichten und in einem Landesaktionsplan zu bündeln.