Anna Gorskih: Beschäftigte der Sozialen Arbeit an der Belastungsgrenze – Strukturverbesserungen statt Modellprojekte!

In Sachsen könnten bis zum Jahr 2030 tausende Fachkräfte in der Sozialen Arbeit fehlen. Das Sozialministerium hat im November dazu aufgerufen, „Innovative Ideen zum Fachkräftemangel in der Sozialen Arbeit“ einzureichen. Der Freistaat fördere Modellvorhaben. Anna Gorskih, jugendpolitische Sprecherin der Linksfraktion, meint dazu:

„Angesichts der komplexen Probleme, die Beschäftigte in der Sozialen Arbeit dauerhaft überlasten, erscheint die Förderung von Modellprojekten als hilfloser Versuch. Wenn die Arbeitsbedingungen nicht strukturell verbessert werden, werden weiterhin Fachkräfte fehlen. Sowohl die ,Absolvent:innenbefragung der Ausbildungsgänge für sozial- und heilpädagogische Fach- und Hochschulqualifikationen‘ als auch unsere Große Anfrage zum Fach- und Arbeitskräftebedarf (Drucksache 7/13519) zeigen: Die Staatsregierung hat umfassende Informationen über das Ausmaß und die Gründe der Überlastung. Diese liegen in Arbeitsverdichtung, Überstunden, schlechter Vereinbarkeit von Beruf und Familie, politischen Rahmenbedingungen des Arbeitsfelds und der schlechten Finanzausstattung der Kommunen.

So gibt es zu wenige Ressourcen für die dringend benötigten Angebote der Sozialen Arbeit, was sowohl für Beschäftigte als auch für Adressatinnen und Adressaten problematisch ist. In der Praxis führt das oft beispielsweise zu viel zu großen Gruppen, einem schlechten Personalschlüssel und zu immer komplexeren Fällen für zu wenige Fachkräfte. Mehr als 77 Prozent der Befragten gehen davon aus, in ihrem Beruf nicht bis zur Rente arbeiten zu können. Anstelle von Schönheitskorrekturen sind bessere Arbeitsbedingungen und finanzielle Anerkennung nötig – diese stehen und fallen mit der Frage, wie viel Geld der Freistaat seinen Kommunen zugesteht. Dass die Staatsministerin Petra Köpping jetzt noch schnell mit einem neuen Förderprogramm punkten möchte, ist wohl eher der nahenden Landtagswahl als einem wirklichen Plan zur Verbesserung der Fachkräftesituation geschuldet.“