Buddeberg / Lauterbach zum Hebammentag: Familienfreundlichkeit darf nicht an der Schwelle zum Kreißsaal aufhören

Zum 5. Mai, dem Internationalen Hebammentag, macht die Linksfraktion auf die unhaltbaren Zustände in diesem verantwortungsvollen Beruf aufmerksam. Zeit- und Geldnot setzen freiberuflichen Hebammen zu. Viele geben ihre Arbeit auf, weil sie Haftpflichtkosten von über 7.000 Euro jährlich nicht mehr stemmen können. Gleichzeitig machten im geburtenstarken Sachsen in den vergangenen Jahren mehrere Kreißsäle dicht – zuletzt im Dezember 2017 in Bischofswerda. Werdende Mütter müssen dann auf städtische Geburtskliniken ausweichen, die dann oft überfüllt sind. Das zwingt Hebammen dazu, mehrere Geburten gleichzeitig zu betreuen.

In Sachsen gibt es inzwischen einen Runden Tisch „Geburtshilfe und Hebammenversorgung“ sowie eine Koordinierungsstelle von Sozialministerium und Hebammenverband. Die Linksfraktion fordert das Sozialministerium auf, die Arbeit beider Institutionen finanziell abzusichern. Außerdem soll die Staatsregierung für wohnortnahe Geburtskliniken auf dem Land sowie für einen Haftpflichtfonds streiten, der Hebammen absichert.

Dazu sagt Sarah Buddeberg, parlamentarische Geschäftsführerin und Sprecherin für Gleichstellungs- und Queerpolitik der Fraktion DIE LINKE:

„Schlechtere Arbeitsbedingungen in typischen Frauenberufen sind nicht neu, bei den Hebammen spitzt es sich aber noch zu! Sie müssen immens hohe Haftpflichtkosten tragen, obwohl ihre Honorare gering ausfallen. Die meisten Hebammen sind mit Herzblut dabei – umso tragischer ist es, dass viele ihren Traumjob aufgeben, weil sie das Risiko und die Kosten nicht mehr tragen können. Für schwangere Frauen bedeutet das weniger persönliche Betreuung in einer körperlich und mental sensiblen Phase. Die Staatsregierung beschwört gern die Familienfreundlichkeit. Dann sollte sie auch handeln, denn Familienfreundlichkeit darf nicht an der Schwelle zum Kreißsaal aufhören. Sachsen braucht dringend bessere Arbeitsbedingungen für Hebammen und mehr Geburtskliniken.“

Kerstin Lauterbach, familienpolitische Sprecherin, fügt hinzu:

„Die Probleme der Hebammen und Gesundheitspfleger beschäftigen uns seit Jahren. Viele haben auf der Straße für ihre Rechte gekämpft. Für uns ist es wichtig zu wissen, welche Arbeitszeiten Hebammen bewältigen müssen, ob sie Beruf und Familie unter einen Hut bringen, ob sie trotz der Haftpflichtprämien noch Tank und Kühlschrank füllen können. Die Staatsregierung sollte aus der derzeit laufenden Studie zur Lage von Hebammen die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Der Beruf der Hebamme ist eigentlich der schönste Beruf der Welt und soll es auch bleiben.“