Gebhardt: Bedenkliche Ungleichgewichte im Schulwesen – Bildungswege länger offen halten, Gemeinschaftsschulen einführen

Die Sächsische Zeitung berichtet über den „Ansturm auf Gymnasien in den Großstädten“. Dazu erklärt Rico Gebhardt, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE im Sächsischen Landtag:

Der Trend ist offensichtlich: In den Großstädten bekommen die Gymnasien Platzprobleme, abseits der Großstädte soll die Mehrzahl der jungen Menschen an der Oberschule weiter lernen. Diese regionalen Ungleichgewichte sind bedenklich. Der ländliche Raum braucht nicht nur mehr Handwerkerinnen und Handwerker, sondern auch Akademikerinnen und Akademiker. Die Großstädte brauchen nicht nur Akademikerinnen und Akademiker, sondern auch Handwerkerinnen und Handwerker.

Die Bildungschancen sind in Sachsen ungleich verteilt, und zwar sozial und regional. Der Anteil der Abgänger ohne Hauptschulabschluss ist im bundesweiten Vergleich einer der höchsten. Es macht einen Unterschied, wo Kinder und Jugendliche hierzulande aufwachsen. Auf dem Land und in bestimmten Stadtteilen sind die Chancen auf einen hohen Schulabschluss eher gering.

Die CDU hat jahrelang das Schulnetz auf dem Lande ausgedünnt, mit dem Ergebnis, dass unsinnigerweise auch die Länge des Schulweges die Entscheidung über den Bildungsweg beeinflusst. Die angeblich unbeschränkte Mobilität zwischen Gymnasium und Oberschule, die der Kultusminister vorgaukelt, ist schon deshalb eine Schimäre. Dass die frühere Mittelschule offenbar vielen Eltern als „Resteschule“ gilt, ist eine zwangsläufige Folge des gegliederten Schulsystems und auch durch salbungsvolle Worte nicht zu ändern.

Das Grundproblem besteht darin, dass viel zu früh der spätere Lebensweg junger Menschen vorgezeichnet wird, in einem Alter, in dem die Kinder noch gar nicht einschätzen können, ob sie eher in Richtung eines Studiums oder einer Ausbildung gehen wollen und können. Deshalb kommt es darauf an, Bildungswege möglichst lange offen zu halten. Wir wollen Eltern, Lehrkräften und Kindern mehr Zeit für diese wichtige Entscheidung lassen und deshalb die Gemeinschaftsschule als zusätzliche Schulart ermöglichen. Die Sammlung für den Volksantrag, der längeres gemeinsames Lernen ermöglichen soll, ist fast abgeschlossen. Wir werden die Initiative weiter unterstützen, auch in der Aktionswoche ab dem 29. April.