Immer mehr Nazi-Konzerte im Freistaat

Zur alarmierenden Zunahme der Zahl rechter Konzerte und Bands in Sachsen erklärt Kerstin Köditz, Sprecherin für antifaschistische Politik der Fraktion DIE LINKE:

Die Zahl extrem rechter Musikveranstaltungen im Freistaat hat sich 2017 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt – und die Zahl neonazistischer Bandprojekte und „Liedermacher“ aus Sachsen ist auf ein neues Hoch geklettert. Das ergibt sich aus aktuellen Landtagsanfragen zu Strukturen (Drucksache 6/11803) und Aktivitäten der extremen Rechten (zuletzt: Drucksache 6/11699), die ich regelmäßig stelle.

Demnach gab es im vergangenen Jahr mindestens 46 Konzerte, Live-Auftritte bei Kundgebungen sowie „Liederabende“ der rechten Szene. Im Vorjahr waren es noch 23 solcher Veranstaltungen gewesen. Sachsenweit sind außerdem 42 Bandprojekte und „Liedermacher“ aktiv – zehn mehr als noch im Jahr 2016, das bereits eine Rekordzahl aufwies.

Allein zehn der braunen Musik-Events im vergangenen Jahr fanden – seit Jahren der Spitzenreiter – in Staupitz (bei Torgau) statt, vier in Weißwasser. Je drei Mal waren Riesa, Plauen, Aue und Pirna das Ziel. In Pirna wurde im Übrigen ein „Liederabend“ am 21. Juli 2017 untersagt (Drucksache 6/10317).

Offenbar kann die Szene in Sachsen ansonsten unbehelligt feiern und sich dabei immer stärker vernetzen. So zeigt sich am Beispiel des Konzertgeschäfts sehr deutlich die überregionale Kooperation: Besonders häufig standen Neonazi-Interpreten aus Brandenburg auf der Bühne. Nach Sachsen reisten aber auch Rechtsrock-Bands aus Italien, Frankreich, Spanien, der Schweiz, Finnland, der Ukraine, den USA und Großbritannien.

Zu befürchten ist jetzt, dass Sachsen im laufenden Jahr seine Rolle als Szene-Magnet noch vertiefen wird, etwa durch das für April angekündigte „Schild & Schwert“-Festival in Ostritz, wo mit einem braunen Großaufgebot zu rechnen ist. Die Besorgnis erregende Entwicklung ist nicht zuletzt möglich, weil die Staatsregierung nicht genügend gegensteuert: Ein Gesamtkonzept zur Zurückdrängung der extremen Rechten fehlt unter dem neuen Innenminister genauso wie unter seinem Vorgänger.