Kagelmann / Schultze mit Lausitz-Thesen: Zuzug willkommen – mit Kultur und Köpfchen gemeinsam ins Nachkohle-Zeitalter

Heute wurden auf einer Pressekonferenz im Sächsischen Landtag „15 Thesen für einen Strukturwandelprozess in der Lausitz“ vorgestellt. Die Autorinnen und der Autor haben sie erläutert.

Kathrin Kagelmann, Lausitzer Abgeordnete der Linksfraktion im Sächsischen Landtag:

„Mit unserem Diskussionsangebot wollen wir der ,mentalen Schwermut einer Region‘, wie sie neulich treffend bezeichnet wurde, entgegentreten und zu einem ,Klimawandel der anderen Art‘ motivieren – für eine Lausitz als Labor für spannende Köpfe. Denn infolge der Abwanderung werden die fehlenden Köpfe eher unser Problem sein als das Geld.

Wir wollen auf ein unterschätztes Potenzial für Strukturentwicklung hinweisen: Das Kulturelle im weitesten Sinn von neuer Lebens- und Arbeitskultur. Dazu gehören eine bürgerschaftliche Werkstattatmosphäre, lausitzweit guter Lohn, neue Unternehmens- und Gesellschaftsformen. Jetzt, vor der UN-Klimakonferenz und mitten in den Beratungen des Landtags zum Doppelhaushalt 2019/2020 ist ein guter Zeitpunkt. So schlagen wir als Anfang einen Perspektivsicherungsfonds vor, um zusammen mit Bundes- und EU-Mitteln kreativen Ideen in den Kohlerevieren von Lausitz und Leipzig auf die Sprünge zu helfen.“

Mirko Schultze, ebenfalls Lausitzer Abgeordneter der Linksfraktion, fügt hinzu:

„Die Lausitz kann im Unterschied zu den Ballungsräumen Freiräume und Freiflächen für freie Geister bieten – mit diesem Pfund sollten wir wuchern, um die Region insbesondere attraktiv für junge Familien zu machen. Wir schlagen vor, in der Region auch durch den öffentlichen Dienst eine Vorbildrolle bei der Einführung der 30-Stunden-Arbeitswoche zu übernehmen, damit die Menschen mehr Zeit für Familie, Pflege, soziales Leben und demokratische Mitwirkung haben. Außerdem möchten wir das Pilotprojekt eines Grundeinkommens starten. – Das Papier, das jetzt vorliegt, ist bereits der 2. Entwurf und das erste Ergebnis des Austausches mit 54 Organisationen und Persönlichkeiten; nun werden wir mit Veranstaltungen in der Region die Diskussion auf breiter Basis weiter führen. Unsere Botschaft ist klar: Zuzug ist willkommen!“

Mitautorin Antonia Mertsching verweist auf einige besondere Akzente des Thesenpapiers:   

„Textilindustrie und Ernährungswirtschaft bewegen viele Menschen, weil es sie persönlich betrifft. Sie wissen: Man muss nicht alles im Supermarkt kaufen, es kann auch regional erzeugt und vermarktet werden. Dabei können wir in der Lausitz an Traditionen der Nachhaltigkeit anknüpfen wie auch mit der Wiederbelebung der Holzbauweise. Ein Wert der Lausitz ist ihr Rückzugsraum für Stressgeplagte – ein rares Gut in hektischen, lauten Zeiten. Deshalb sollte es hier auch künftig naturbelassenes ,Niemandsland‘ geben.“