Susanne Schaper, Sarah Buddeberg: Die Kretschmer-Koalition lässt Sachsens Alleinerziehende allein - wo bleibt der Aktionsplan?

„Alleinerziehende nicht allein lassen“ - darüber debattiert der Landtag heute auf Antrag der Linksfraktion. Die familienpolitische Sprecherin Susanne Schaper erklärt:

„Ich bin alleinerziehend, was ist deine Superkraft? Mit dieser Aussage eröffnete eine Podiumsteilnehmerin eine Diskussion zum Thema Zeitmanagement. Das ist ganz und gar nicht übertrieben. Alleinerziehende müssen Familienalltag, Kindererziehung, Beruf, Haushalt, Behördengänge und alles andere alleine bewerkstelligen. In Sachsen betrifft das etwa 135.000 Familien - jede vierte. Es geht keineswegs um eine Randgruppe. Deshalb ist unsere Forderung nach passgenauen Strukturen für Alleinerziehende völlig berechtigt. Die Gesellschaft ,dankt‘ den Alleinerziehenden für ihr Engagement nicht mit Anerkennung, sondern mit besonders großer Armutsgefährdung. Gleichzeitig wird von ,Leistungsgerechtigkeit‘ schwadroniert. Das ist ungeheuerlich.

Die Kretschmer-Koalition hat so gut wie nichts unternommen, um den Alleinerziehenden zu helfen. Es ist zwar gut, dass es inzwischen immerhin in den Großstädten Anlaufstellen gibt, die Alleinerziehende beraten. Aber das reicht noch lange nicht aus. Wir müssen es den Alleinerziehenden vor allem erleichtern, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Hürden auf dem Arbeitsmarkt müssen fallen, Kitas auch in den Tagesrandzeiten Betreuung anbieten und Beratungsangebote flächendeckend vorhanden sein. Freizeitangebote im ländlichen Raum müssen auch mit Bus und Bahn erreichbar sein. Berufstätige Alleinerziehende mit schulpflichtigen Kindern sollten bis zu einer bestimmten Einkommensgrenze eine Haushaltshilfe finanziert bekommen, wenigstens teilweise. Auch eine kostenlose Mittagsversorgung in Schule und Kita würde Alleinerziehende entlasten. Die Staatsregierung muss den Landesaktionsplan endlich auf den Weg bringen!“

Die gleichstellungspolitische Sprecherin Sarah Buddeberg fügt hinzu:

„Unser Runder Tisch mit Alleinerziehenden, deren Interessenvertretung und der Wissenschaft hat gezeigt, wie groß die Probleme der Alleinerziehende sind. Wir haben großen Respekt dafür, was sie täglich leisten. 85 Prozent derjenigen, die das Familienleben alleine organisieren müssen, sind Frauen - daran hat sich seit Jahren nichts geändert. Sie sind besonders stark armutsgefährdet, weil sie für ihre Arbeit oft immer noch schlechter bezahlt werden als Männer, seltener in Vollzeit tätig sein können und oft Berufe ausüben, die ein geringeres Einkommen bedeuten. Es ist ein Trauerspiel, dass die Koalition den versprochenen Landesaktionsplan noch immer nicht hinbekommen hat. Alleinerziehende müssen unterstützt und die strukturellen Diskriminierungen beseitigt werden! Warme Worte und Absichtserklärungen reichen nicht. Langsam müssen wir bezweifeln, dass hier von der Koalition noch Taten zu erwarten sind.“