Susanne Schaper: Zugang zu einer Hausarztpraxis ist eine Frage der Gerechtigkeit – Versorgungslage in Sachsen wird schlechter

Der Zugang zu einer Hausarztpraxis ist für Teile der sächsischen Bevölkerung erneut schwieriger geworden, der Mangel wächst. Das ist das Ergebnis der aktuellen Anfrage der gesundheitspolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Susanne Schaper, zur hausärztlichen Versorgung (Drucksache 7/11425). Gegenüber 2019 (Drucksache 7/627) hat sich die Zahl der unbesetzten Hausarztstellen von 248,5 auf 426 fast verdoppelt.

In 32 der 48 Planungsbereiche droht Unterversorgung, 2015 war dies nur in zehn der damals 47 Planungsbereiche der Fall. Besonders viele Hausärztinnen und Hausärzte fehlen derzeit (2021) beispielsweise in Crimmitschau, Frankenberg, Limbach-Oberfrohna, Marienberg, Stollberg, Freital, Weißwasser und Torgau.

Susanne Schaper erklärt dazu:

„Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, dass alle Menschen in Sachsen bei Bedarf hausärztlich versorgt werden, und zwar nahe bei ihrem Wohnort. Niemand soll krank ewig weit reisen und dann noch den halben Tag in einem überfüllten Wartezimmer zubringen müssen. Dennoch wird die Versorgung in Sachsen seit Jahren immer schlechter, der hohe Altersdurchschnitt der Ärzteschaft und der Bevölkerung vor allem abseits der Großstädte lässt keine Entspannung erwarten. Die Staatsregierung muss das Problem endlich anpacken. Ich befürchte aber, dass sich die Koalition auf der inzwischen eingeführten Landarztquote ausruht. Es ist aber fraglich, ob diese tatsächlich die Situation entspannen kann, und falls doch, wird das frühestens in zehn Jahren der Fall sein.

Wir fordern seit vielen Jahren kurzfristige und mittelfristige Maßnahmen für eine bessere ärztliche Versorgung. Ambulante und stationäre Strukturen müssen besser verzahnt und deutlich mehr Polikliniken geschaffen werden. Das von der Staatsregierung aufgelegte Förderprogramm ,Poliklinik Plus‘ muss endlich starten. Die Staatsregierung soll innovative Praxismodelle wie Kooperationsverbünde, Gemeinschaftspraxen, Praxisgemeinschaften, Praxiskliniken, Praxen mit Nebenbetriebsstätten, Ärztegenossenschaften, Ärzte-Netzwerke und eben ärztliche Versorgungszentren besser fördern. In ländlichen Mangelregionen sind mobile Versorgungsangebote wie rollende Arztpraxen und Gemeindeschwestern sinnvoll. Landärztinnen und Landärzte sollen leichter Praxen gründen und übernehmen dürfen, indem der Staat Niederlassungen besser fördert sowie das finanzielle Niederlassungsrisiko und die Arbeitsbelastung senkt. Das wird aber nicht reichen, solange das Lebensumfeld im ländlichen Raum nicht attraktiver wird. Dazu gehören etwa Verkehrsverbindungen, gute Kinder-Betreuungsangebote und Schulen sowie Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.“