Je prekärer, desto weiblicher: Der Niedriglohnsektor

Weil die Hauptverantwortung für die Haus- und Sorgearbeit Frauen zugewiesen wird, stehen sie dem Arbeitsmarkt nicht in dem Maße zur Verfügung wie Männer dies tun. Das betrifft besonders Frauen mit Kindern, vor allem wenn Kapazitäten für externe Kinderbetreuung fehlen. Motiviert durch ein Steuersystem, das Hauptverdiener begünstigt, unterbrechen Frauen ihre Karriere häufiger, arbeiten in Teilzeit oder in niedrigentlohnten Minijobs.

Der Niedriglohnsektor ist in Deutschland ausgeprägter als im EU-Durchschnitt. Vor den Corona-Einschränkungen bekamen 26,4 Prozent der Frauen Niedriglöhne, im Vergleich zu 16,3 Prozent der Männer (destatis 2019). Zwei Drittel der ausschließlich geringfügig entlohnt Beschäftigten im erwerbsfähigen Alter sind Frauen (BA 2021).

Angesichts steuerlicher Vergünstigungen für verheiratete Paare und einem oft geringeren Einkommen liegt es bei Sorgeverpflichtungen nahe, dass Frauen ihre Arbeitszeit beschränken. 49 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen arbeiten in Teilzeit, bei den Männern sind es nur elf Prozent (BA 2021). Verkürzte Arbeitszeiten erleichtern zwar die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, erschweren allerdings die Rückkehr zu einer Vollzeitstelle, wenn dies gewünscht ist. Diese „Teilzeitfalle“ schmälert das Einkommen dauerhaft und erschwert die finanzielle Eigenständigkeit, vor allem im Rentenalter. Auch Altersarmut ist vor allem ein weibliches Problem: Frauen haben verschiedenen Berechnungen zufolge zwischen 36 Prozent (Eurostat 2021) und 49 Prozent (WSI 2022) weniger Renteneinkommen. Deutschland damit einen europaweit überdurchschnittlichen Gender Pension Gap.

Alleinerziehende haben einen besonders schweren Stand auf dem Arbeitsmarkt. In neun von zehn Fällen ist eine Frau der hauptverantwortliche Elternteil. Sie sind weitaus stärker von Arbeitslosigkeit und von Armut betroffen. Oft müssen sie ihr zu geringes Einkommen mit Sozialleistungen oder Arbeitslosengeld aufstocken. Zu ihrer Entlastung haben wir im Landtag Vorschläge gemacht (Drucksache 7/6134).

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